Pharmaexperiment

Ich hatte es ja gut gemeint, mein Arzt offenbar auch, aber das ist ja mal sowas von in die Hose gegangen….

Am Montag war ich bei meinem Doc, hab ihm erzählt, was gerade so alles los ist, und das es so nicht weitergeht und ich was brauche. Er hat mir dann was aufgeschrieben und meinte noch, um die Nebenwirkungen bräuchte ich mir keine Gedanken machen. Wäre was ganz leichtes. Ich wollte ja auch nur was ganz leichtes.

Meine Freundin hat mir das dann mitgebracht. Sie arbeitet ja in der Apotheke und meinte noch, ich wüßte ja, dass jede Kleinigkeit im Beipackzettel erwähnt wäre, auch wenn es nichts mit dem Medikament zutun hätte. Es müsse halt drin stehen, wenn einer der Probanden irgendwas gehabt hätte.

Da ich am Dienstag, als ich die Tabletten gekriegt hatte, erst sehr spät daheim war hab ich mir auch gar nicht die Mühe gemacht, den Beipackzettel zu lesen. Meistens wenn ich das mache nehm ich die Medikamente dann eh nicht mehr :roll:

Mittwoch zum Frühstück gab es die erste Pille. Es sollte ohnehin nur eine am Tag sein. Und das kleine Ding sah so unschuldig und winzig aus, sowas kleines kann einem ja nix ernsthaftes tun. Bei großen gemeinen Antibiotika ist das was anderes.

Eine Stunde später war mir grummelig im Bauch. So ein flaues Gefühl im Magen. Aber ich schob das erstmal darauf, dass ich am Vortag in der ostfriesischen Tiefebene viel Kaffee getrunken und wenig gegessen hatte. Irgendwann hatte ich das Gefühl die Augen nicht mehr scharfstellen zu können. Aber gut, ich war erst spät nachts wieder daheim und hatte daher nicht viel geschlafen. Ich konnte die Beine kaum still halten, aber das lag bestimmt am vielen Kaffee, genau wie die Kopfschmerzen. Dann begann ich zu frieren, kalter Schweiß brach mir aus, der Kreislauf streikte. Sollte ich mir etwa einen Virus eingefangen haben?

Nun denn… Frau lässt sich nicht unterkriegen und verabredete sich mit einer Freundin im Alt. Wir suchten uns einen Platz, es war sehr voll, und bestellen was zu essen. Ich hatte mir eine Foliekartoffel bestellt. Nix spektakuläres.

Nach ein paar Häppchen Kartoffel schnürte sich mir alles zu, mir war übel, heiß und kalt, ich war so nervös, dass ich kaum still sitzen konnte. Es fühlte sich wie eine der Panikattacken von früher an. Nur unkontrollierbar. Meine Freundin fragte irgendwann ganz unsicher was bei mir gerade passieren würde. Früher hätte es sowas gegeben. Niemals hat jemand gemerkt, wenn die Angst kam. Und sie war meistens kontrollierbar.

Und wieso kriegte ich überhaupt so plötzlich so einen massiven Anfall? Hab ich seit vielen Jahren nicht gehabt. Höchstens mal ein leichtes Unwohlsein in bestimmten Situationen, auch wenn das in letzter Zeit wieder häufiger war. Aber kontrollierbar.

Ich fuhr heim, fiel erschöpft ins Bett (Panikattacken sind ausgesprochen anstrengend) und schlief lange.

Am nächsten Morgen erwachte ich mit einem Schädel wie ein Rathaus. Es gab nicht viel Zeit zu überlegen. Schmerztabletten hatte ich eh nicht da, also brav die Pille Nr. 2 eingeworfen, Kaffee getrunken, Unterlagen für’s Arbeitsamt vorbereitet….

Es ging wieder los. Bauchgrummeln, Übelkeit, verschwommenes Sehen, als ich später beim Arbeitsamt wartete war ich hypernervös, konnte nicht still sitzen, wäre am liebsten herumgelaufen. Der Mund war trocken, Schluckbeschwerden, die Welt fühlte sich an wie aus den Fugen.

Nach dem Amt musste ich noch einkaufen. Da ging das Spiel weiter. Vor der Kasse war eine lange Schlange, ich war nervös ohne Ende, fühlte mich krank, wieder der kalte Schweiß, Schwindel, Panik…

Das war nicht normal. Und selbst wenn die Ursache dafür in den Vorfällen der letzten Wochen/Monate lag, dann wäre das nicht so plötzlich so schlimm geworden.

Zuhause angekommen hab ich mir den Beipackzettel der Pillen geschnappt. Und was soll ich sagen…. es waren alles Nebenwirkungen dieser blöden Pillen. Ich hatte auch so ziemlich jede Nebenwirkung die auch nur ansatzweise im Beipackzettel stand. Und nebenbei hatte mir mein Doc die doppelte Dosis der eigentlichen Anfangsdosis verschrieben.

Was lernen wir daraus? Wir nehmen niemals wieder Medikamente in deren Beipackzettel steht “ Dieses Medikament kann Gedanken an Suizid oder Selbstverletzung auslösen oder verstärken. Sollten Sie derartige Gefühle bei sich bemerken wenden Sie sich bitte unverzüglich an den behandelnden Arzt“

Und nein, ich bin nicht selbstmorgefährdet… nur leidlich depressiv derzeit…  aber ich arbeite daran