schwarz/weiß/bunt

An diesem Blogpost denke ich schon eine ganze Weile herum während ich anschaue was so um mich herum passiert. Und irgendwie verstehe ich manchmal die Welt nicht mehr.

Ich hab mich schon gefragt, ob das dieses „alt werden“ ist, aber ich bin doch recht sicher, dass das damit nichts zu tun hat.

Aber zum Thema:

Mir wurde beigebracht, dass es natürlich gut und wichtig ist, wenn man – egal zu welchem Thema  –  eine fundierte Meinung hat. Gleichzeitig habe ich aber auch gelernt, dass andere Menschen  das Recht haben, eine andere Meinung zu haben.  Genau wie mir beigebracht wurde, mich in die Situation anderer Menschen zu versetzen und dadurch vielleicht auch nachzuvollziehen, wie deren Meinung wohl entstanden ist. Weswegen ich diese noch immer nicht teilen muss.

Das wichtigste aber, was ich gelernt habe war, dass die Tatsache, dass ein anderer Mensch eine andere Meinung vertritt als ich, aus diesem Menschen keinen schlechteren oder besseren Menschen macht. Menschen die eine andere Meinung vertreten können sogar miteinander befreundet sein.

Wie gesagt, so habe ich das gelernt. Inzwischen erlebe ich das irgendwie anders.

Anscheinend ist die Tatsache, dass ein Mensch eine andere Meinung vertritt quasi schon eine Disqualifizierung zu sein. Offenbar kann man heute nicht mit Menschen befreundet sein die auch nur in einem Punkt nicht zu 100% einer Meinung sind.

Das hat – in meinen Augen –  fatale Folgen.

Früher konnte man sich darauf verlassen, dass zumindest die beste Freundin im Zweifelsfall den Schneid hatte, einem klar zu sagen, dass man gerade furchtbar auf dem Holzweg ist, der Typ einen nur verarscht oder man das Kleid nur einfach mal so gar nicht tragen kann.

(ok, in seltenen Fällen war es vielleicht doch keine so gute Freundin sondern eine Nebenbuhlerin die einem den Kerl ausreden wollte den sie selber zufällig auch toll fand. Irgendein Risiko besteht halt immer)

Trotzdem: Ein Zeichen guter Freundschaft war, dass man sich eben auch Dinge sagen konnte die der andere vielleicht gerade nicht so gerne hören wollte.

Heute wäre ein „diese Hose kannst Du echt nicht tragen, dass sieht einfach sch… aus“ (oder jedes xbeliebige andere Beispiel) ein trifftiger Grund, die Freundschaft ohne weitere Diskussion zu beenden und die nächsten Wochen der Ex-besten-Freundin das Leben zur Hölle zu machen.

Heute können Veganer nicht mehr mit Fleischfressern befreundet sein, Eltern nicht mit kinderlosen Paaren, vermutlich nicht mal normale gechillte Eltern mit Helikoptereltern, Ökofreaks nicht mit Stadtmenschen, Onliner nicht mit Offlinern, Arbeiter nicht mit Geschäftsleuten und so weiter und so fort. )Achja, Veganer und Vegetarier können noch miteinander reden, immerhin sind die Vegetarier ja quasi auf dem richtigen Weg und die Chancen sind größer, dass man sie noch bekehren kann. :wink:  )

Wie kommt das? Und seit wann ist das so? Seit wann muss man aus jeder Meinung eine Grundsatzdiskussion machen. In einigen Facebookgruppen fällt das besonders ins Auge. Irgendwie ist kaum mehr jemand dazu in der Lage seine eigene Meinung zwar zu äußern, aber trotzdem anzuerkennen, dass andere Menschen, aus welchen Gründen auch immer, eine andere Meinung vertreten die nicht mehr und nicht weniger falsch ist als die eigene.

Jeder der seine Meinung kund tut verweist am liebsten darauf hin, dass dieses in Stein gemeisselt ist und das ja sowieso auch genauso im Internet steht und es darum stimmen muss. Doof, dass auch die andere Meinung mit Sicherheit irgendwo im Internet steht und somit mindestens genauso in Stein gemeisselt ist.

Gespräche laufen da teilweise so ab:

Gesprächspartner 1: Grün ist eine tolle Farbe!

Gesprächspartner 2: Nein, Rot ist eine tolle Farbe!

GP 1: nein, Grün ist eine tolle Farbe und das ist sie auch schon seit 20 Jahren.

GP 2: Rot ist die tolle Farbe, das weiß ich ganz genau, ich finde das nämlich schon seit 30 Jahren und das sagt ja wohl alles

GP1: Also auf $beliebigenFernsehsendereinsetzen  haben sie neulich sogar eine Reportage gehabt und da haben die auch gesagt, dass Grün eine tolle Farbe ist…

GP2: *Stampft gedanklich mit dem Fuß auf* aber in §beliebigeSendungdieintellekuellererscheinteinsetzen wurde verschiedene Tests gemacht und da war ganz deutlich bewiesen, dass Rot die tolle Farbe ist

Dazwischen erscheinen dann noch einige andere die dazwischenquatschen und andere Farben ins Spiel springen und über rot-grün-kariert kichern und ganz am Ende kommt manchmal –  aber viel zu selten –  jemand der anmerkt, dass die zwei sich einfach darauf einigen sollen, dass sie sich nicht einigen werden.

Es gibt nur noch schwarz und weiß. Bunt gibt es nicht mehr und eigentlich gibt es nicht einmal mehr grau. Wenn Du nicht für mich bist bist Du gegen mich. Wenn Du mich nicht gern hast, dann hasst Du mich. (man möchte antworten „vielleicht bist Du mir auch einfach nur egal?!“)

Wie gesagt, ich verstehe das nicht. Ich habe keine Kinder und nenne Mütter meine Freundinnen, ich kann mir ein Leben ohne Fleisch nicht vorstellen und bin trotzdem mit Vegetariern befreundet. Ich kann eine Freundin beim Shopping beraten auch wenn ich persönlich ganz andere Klamotten anziehen würde. Und ganz ehrlich: Ich wäre traurig wenn es nicht so wäre. Den gerade die Menschen die Dinge ander sehen als ich machen meine Welt doch überhaupt erst bunt und ermöglichen interessante Diskussionen.

Freundschaft heißt doch, einander zu unterstützen Ziele zu erreichen auch wenn das Ziel des anderen nicht immer auch das eigene Ziel ist.

 

Ohne bunt sind schwarz und weiß langweilig!!!

Ich finde übrigens, dass gelb eine tolle Farbe ist!

Gewissensfrage

Es gibt ja dieses Situationen in denen man ein schlechtes Gewissen hat egal wie man es dreht und wendet.

Seit ein paar Wochen bin ich in so einer Situation und überlege, was ich machen soll.

Worum es geht? Um meine beiden zauberhaften vierpfotigen Mitbewohner. Meine Katze Tuffelchen und meinen Kater Nepomuk.

Warum ich ein schlechtes Gewissen habe? Weil ich den beiden einfach nicht mehr die Aufmerksamkeit schenken kann die sie verdienen. Und ich sehe nicht, dass das auf lange Sicht deutlich besser wird. Dazu kommt, dass ich überlege ob der dieses Jahr bevorstehende Umzug die Situation wirklich verbessert. Und auch davon bin ich nicht überzeugt.

Im Moment haben die beiden viel zu wenig von mir. Ich arbeite seit Wochen fast täglich 11 oder mehr Stunden, bin an den Wochenenden beim Liebsten.

In der Woche stehe ich morgens um 5.30 Uhr auf, bin zwischen 6.30 und 7 Uhr im Büro oder auf der Autobahn, komme abends teilweise nach 19 Uhr wieder Heim. Wenn ich dann noch zum Sport/Schwimmen will oder verabredet bin wird es auch schon mal 22 oder 23 Uhr.

An den Abenden an denen ich zuhause bin esse ich schnell eine Kleinigkeit und dann wusel ich im Haushalt rum oder schlafe fast auf der Couch ein.

Jede zweite oder dritte Woche fahre ich Donnerstag nach der Arbeit bereits zum Liebsten und komme erst am Sonntag oder Montag wieder ins Casa.

Zwar habe ich den tollsten Katzen-Sitter der Welt aber trotzdem ist das alles andere als Ideal für die zwei Tiger und sie buhlen in der Zeit, in der ich zuhause bin um meine Aufmerksamkeit.

An den Wochenenden wenn der Liebste da ist ist es etwas besser. Zwar sind wir dann natürlich auch zeitweise unterwegs aber immerhin verbringen ich morgens und abends mehr Zeit zuhause.

 

Nach dem Umzug, der hoffentlich in den nächsten Monaten ansteht, wird es auch nicht wirklich besser.

Es gibt dann einen großen Garten in den sie können, allerdings sind dort auch diverse wilde Katzen unterwegs. Ich bin nicht sicher ob es für Tuffelchen, die zwar früher Freigängerin war, so einfach sein wird, sich mit ihren 14 Jahren gegen die fremden Katzen durchzusetzten.

Genauso frag ich mich, wie schlau es ist einen Perser, der es so schon doof findet wenn man ihn bürsten und scheren will, durch’s Unterholz streifen zu lassen. Auch wenn ich sicher bin, dass Nepomuk es total toll finden würde, wenn er nach draußen könnte.

Wenn sie nicht draußen sind wären sie nahezu Kellerkinder oder Treppenhauskinder. Dort hätten sie sicher ihren Raum und ihre Schlafplätze inkl Futterstation, Katzenklo und allem anderen was sie brauchen, aber es wäre trotzdem anders als es das jetzt ist.

Lauschige Abende auf der Couch wird es dann auch nicht mehr für die zwei geben. In den Wohnbereich könnten Sie ohnehin nur, wenn wir dabei sind (so habe ich das auch früher schon immer gehandhabt) und auf die Couch dürften sie gar nicht. Das ist etwas, dass der Liebste gar nicht mag und was ich respektiere. Zumal es dann seine Couch ist.

Deutlich mehr Zeit werde ich nach dem Umzug auch nicht haben. Immerhin wird es dann nicht selten vorkommen, dass ich dienstlich über Nacht in irgendwelchen Hotels übernachten muss und nicht jeden Abend nach hause fahren kann.

Und wenn wir dann an den Wochenenden wegfahren um Freunde oder meine Familie zu besuchen, was nicht selten vorkommen wird, gibt es keine Katzen-Sitter die mal eben nach dem Rechten sehen können und die zwei umsorgen können.

Es ist total doof. Ich überlege was der beste Weg ist oder wie ich ein liebevolles tolles Zuhause für die zwei finden könnte und komme mir dabei vor wie der schlechteste Mensch auf der Welt.

Dabei will ich doch eigentlich nur, dass es den beiden gut geht und an nichts fehlt. Und ich glaube, bei mir haben sie es nicht mehr so gut wie sie es verdient haben…. Enttäuschtes Smiley

Lethargie

So geht es nicht weiter!! Wenn ich nicht gerade irgendwelche Familienangehörigen oder Freund als Krankentaxi durch die Gegend chauffiere oder anderweitig eingespannt werde, sitze ich auf dem Sofa und wachse fest.

Jeden Tag nehme ich mir vor, dies und das zu tun, aufzuräumen, putzen, einkaufen…. und dann wird es dunkel und ich habe nix getan. Ich stehe auf, lange nachdem eigentlich schon der Wecker klingelte, verkrümel mich mit meinem Kaffee auf dem Sofa unter der Decke, starte das Noti und das war’s!!

Wenn es ein guter Tag ist schaffe ich es immerhin den Abwasch zu erledigen oder die Waschmaschine zu starten. Heute habe ich sogar geschafft einige Sachen zu erledigen. Schublade flicken, Schrank ausrichten, Bilder aufhängen, Uhr aufhängen…. alles in allem vielleicht eine Stunde Arbeit. Wenn überhaupt.

Das bin nicht ich!!

Und es geht mir nicht gut damit. Ich bin erschöpft vom Nixtun, könnte ewig schlafen und wenn jemand anruft hab ich fast Schiss, dass mich jemand besuchen kommen möchte.

Ich muss ganz dringend die Kurve kriegen!!! Immerhin schreib ich fleißig meine Bewerbungen. Dazu brauch ich ja auch nichts weiter tun als am Noti zu tippen. Alles was darüber hinaus geht Pustekuchen.

Wenn ich jetzt nicht die Kurve kriege muss ich mir was einfallen lassen. Zumal es bestimmt nicht besser wird wenn ich mit mir unzufrieden bin.

Gute Nachrichten kommen derzeit auch keine. Nichtmal vom Makler, obwohl es Interessenten gibt und jetzt alles nur noch an der Bank hängt.

Wenn das nächste Woche nicht besser wird, dann werde ich mir professionelle Hilfe suchen müssen. So funktioniert es jedenfalls nicht. Ich geh ja nicht mal mehr zu Sport.

Wer wollte mir neulich noch mit Stahlkappenschuhen in den Hintern treten? Steht das Angebot noch?

Erinnerungen

Die Nacht senkt sich über die Stadt. Was machst Du gerade? Sitzt Du auf einer Wolke während wir uns das Hirn zermartern?

Während ich am Sonntag mit Deinem Vater und Deiner Schwester in Deiner Wohnung war kamen viele Erinnerungen hoch. Die beiden waren so lieb. Dein Vater hat mich hundert Mal gedrückt und mir ein Erinnerungsstück nach dem anderen ins Auto getragen. Hätte ich das Auto nicht zu gemacht hätte er noch mehr reingelegt. Ich musste ihm versprechen, dass ich ihn besuchen werde.

Ich hatte Dich damals schon ein paar Monate regelmäßig in unserer Stammkneipe gesehen. Du warst sehr ruhig und zurückhaltend, saßt immer auf dem gleichen Platz an der Theke mit direktem Blick auf die Eingangstür. Du rührtest Dich den ganzen Abend nicht von dem Platz weg. Und jeder der etwas von Dir wollte ging selbstverständlich zu Dir.

Vier Monate später lernten wir uns zufällig kennen. Eigentlich wollte ich an dem Tag meinen Geburtstag feiern. Aber ein Bekannter meines damaligen Freundes feierte am gleichen Tag. Also verschob ich meine Feier und alle gingen zu dem Bekannten. Er hatte das komplette Wohnzimmer mit Matratzen ausgelegt und alle lümmelten sich irgendwo hin. Irgendwann kamen wir ins Gespräch. Er war der 28.10.1988, ich war 17 Jahre und einen Tag alt. Du fandest das sehr lustig und wolltest es nicht glauben, bis ich Dir meinen Perso zeigte.

Zu späterer Stunde war mein Freund betrunken und ich wurde müde. Ich lag auf einer der Matratzen und döste vor mich hin, auf der einen Seite saß mein Freund und unterhielt sich, auf der anderen Seite lagst Du neben mir und streicheltest mein Gesicht. Ich begreife heute noch nicht, warum mein Freund Dir keins auf die Finger gab.

Du hattest versprochen eine Woche später auf meine Party zu kommen…  und hast Dich nicht getraut. Dabei hatte ich Dir sogar drei Tage nach unserem Kennenlernen zum Geburtstag gratuliert. Später hab ich Dich dafür ordentlich rund gemacht. Es dauerte noch fast ein Jahr, in dem wir regelmäßig Musikcassetten tauschten, alleine im Wagen meines Freundes Musik hörten, bis alles klar war.

Eigentlich war ich immer noch mit meinem Freund zusammen. Aber der hatte nix besseres zu tun als drei Wochen alleine nach Portugal zu fahren. Wir gingen zusammen aus. Im Dorf war ein Fest, wir waren auf dem Rummel, später als es abkühlte legtest Du mir Deine Jacke um die Schulter. Später erfuhren wir, dass die Eltern meines damaligen Freundes das gesehen hatten und ein paar Tage später ebenfalls nach Portugal flogen. In dem Moment war alles klar, wir gehörten zusammen.

Nach einem Jahr und einer kurzen Trennung kam die gemeinsame Wohnung. Es gab Höhen und Tiefen, wie in jeder Partnerschaft. Aber wir haben nie den Respekt voreinander verloren. Auch nicht, als ich erwachsen geworden war und nach 5 Jahren die Trennung wollte. Anfangs wolltest Du es nicht akzeptieren, aber Du hattest keine andere Wahl. Nachdem wir beide alleine in andere Wohnungen gezogen waren, konnte ich trotzdem jederzeit auf Deine Hilfe zählen.

Dann lerntest Du eine andere kennen, wir verloren uns aus den Augen. Aber regelmäßig fanden wir uns irgendwo im Internet und telefonierten. Zwölf Jahre später standen wir uns zum ersten Mal wieder gegenüber. Du hattest Dich von Deiner Freundin getrennt, ich war gerade dabei meine Trennung vorzubereiten.

Wir konnten reden als wäre kein Tag vergangen seit wir uns das letzte Mal gesehen hatten. Waren genauso vertraut miteinander wie wir es immer waren. Haben uns geholfen, viel geredet und eine kleine Weile hätte es vielleicht wieder mehr werden können. Aber irgendwie wollten wir es beide nicht. Wir hatten uns zu unterschiedlich weiterentwickelt. So wurde es eine wunderbare vertraute Freundschaft mit tiefen Gesprächen und gegenseitiger Hilfe.

Nun halte ich all die Dinge in Händen, die Du damals von mir bekommen hast. Das silberne Armband mit dem eingravierten Namen. Mein erstes Geburtstagsgeschenk an Dich als wir ein Paar waren. Die Kette mit dem Skorpion, die Kette mit dem Namensanhänger, die Kette mit Deinem Namen die ich damals trug. Die Briefe die ich Dir geschrieben habe als wir kurzeitig getrennt waren. Ich wußte gar nicht, dass wir soviel geschrieben haben. Alles hattest Du aufbewahrt, genau wie ich, und alles lag obenauf in Deinem Schrank. Warum nur?

Es gab so viele schöne Momente in unserem Leben. Damals wie heute. Letztes Jahr Berlin, die Weltreise die Du mir so lange versprochen hattest und zu der Du mit mir nach Arnheim in den Zoo gefahren warst.  Und wir hatten so viele Pläne. Du wolltest mir Paris zeigen und London. Wir wollten so viel entdecken. Nochmal nach Arnheim in den Zoo, Silvester feiern, wie die letzten Jahre. Wir wollten nach Amsterdam, nach Wien… Du wolltest nochmal nach Amerika

Ich hoffe Du schaust tatsächlich von irgendwo auf uns herunter und es geht Dir gut!!!

Illusionen

Wenn ein Mensch stirbt, vor allem wenn er aus eigenem Willen aus dem Leben scheidet, dann stehen im Raum unzählige Warum. Viele Dinge sind zu klären. Und die Angehörigen versuchen verzweifelt, herauszufinden, was diesen Menschen zu diesem Schritt bewogen hat.

Zweifellos scheidet niemand, der sich völliger geistiger Gesundheit erfreut, freiwillig aus dem Leben. Und für mich steht fest, dass mein liebster Freund zumindest von Zeit zu Zeit depressive Züge hatte. Aber er war eigentlich auch so selbstreflektiert, dass er das für sich erkannt und etwas dagegen getan hat.

Nun versucht die Familie sein Leben, oder das was er davon hinterlassen hat, zu ordnen und fällt dabei von einer Ohnmacht in die nächste. Alle Papiere sind pingeligst geordnet. Sie passen nur nicht zu dem, was er uns allen in den vergangenen Jahren erzählt hatte.

In den letzten Jahren hat er offenbar eine Illusion geschaffen. Zwar ohne Dinge direkt zu behaupten, aber doch, indem er Eindrücke erweckt hat, die den Tatsachen teilweise nicht einmal nahe komme.

Aber warum?

Dachte er, er wäre ein schlechterer Mensch wenn er er selbst gewesen wäre?? Wie anstregend muss es sein, so eine Illusion dauerhaft aufrecht zu erhalten. Warum hat er an Ende anscheinend bewußt geschwindelt? Und warum hatte er nicht den Mut um Hilfe zu bitten.

Natürlich wäre seine Familie und vielleicht auch ich anfangs enttäuscht und wütend gewesen. Mit Sicherheit hätte ich ihm an den Kopf geknallt, was der Scheiß soll…. und trotzdem hätte ich ihm jede Hilfe gewährt, die mir möglich gewesen wäre. Und ein Neuanfang wäre mit Sicherheit möglich gewesen. Es wäre ein schwerer Weg gewesen. Ein sehr schwerer…. und dafür fehlte offenbar die Kraft.

Wie hat meine liebste J. gesagt: Es war für ihn einfacher zu ertragen den kurzen Moment des Erhängens zu erleben als das Leben zu ertragen.

Für mich unvorstellbar. Aber ein schöner Trost!! Irgendwie! Sofern Trost überhaupt möglich ist.

Wenn hier jemand liest, der vielleicht in einer ähnlichen Situation steckt… nehmt Euren Mut zusammen und wendet Euch an die Person, der Ihr am meisten vertraut. Der Satz fängt ganz einfach an: Ich brauch Deine Hilfe, ich hab Mist gebaut….. Nach diesen 8 Worten habt Ihr das schlimmste überstanden. Und im besten Fall wird Euch am Ende des Gespräches jemand in den Arm nehmen und Euch sagen, dass alles gut wird!!

Irgendwann in dieser oder der nächsten Woche werde ich zusammen mit seiner Schwester in seiner Wohnung sein. Schauen ob wir Dinge klären können die sie nicht weiß, ich aber wissen könnte. Und vielleicht das spurlos verschwundene Notebook finden. In der Hoffnung, dass vielleicht darin ein paar letzte Worte der Erklärung zu finden sind. Auch wenn diese Hoffnung stündlich schwindet.

Monsterschmetterlinge

Es fing alles ganz harmlos an als Freunde, denen ich am Wochenende beim Umzug helfen wollte mich baten, einen anderen Helfer für den Umzug mitzubringen. Er hätte letzte Woche seinen Wagen geschrottet und da er im gleichen Stadtteil wohne böte sich das ja an.

Kein Problem, also wurde mir ein Treffpunkt mitgeteilt, eine grobe Beschreibung des Mannes mit einem kichernden „ein Schnittchen halt“ im Nachsatz.

Am Samstag morgen fuhr ich also zum Treffpunkt, keine 500 m vom Casa entfernt und sammelte einen müden jungen Mann ein der, genau wie ich, lieber noch zwei oder drei Stunden geschlafen hätte. Wir unterhielten uns ein wenig. Weiter nichts.

Während der ersten Umzugsphase war er ohnehin mit meinem Freund in dessen alter Wohnung um den Transporter vollzupacken. Die Stimmung beim Umzug war gut, nicht zuletzt wegen dem Möbelaufzug den eine Umzugsfirma mitgebracht hatte. Das machte die ganze Sache wesentlich leichter…

Irgendwann später, die Wohnung meines Freundes war leer, ging es dann ans Werk Möbel aufzubauen und gaaaanz zuuuufällig richteten meine Freunde es immer so ein, dass das Schnittchen und ich zusammen arbeiten mussten. Was übrigens ganz hervoragend funktionierte. Während wir also im Bad die Duscharmaturen, Duschvorhang, Waschmaschine und den beleuchteten Spiegel verarzteten haben wir viel gelacht. Ihm fiel auch schnell auf, dass sich mein unheimlicher Verehrer sehr um mich bemühte. Er ist ein Freund meiner Freundin und war darum auch als Helfer dabei und gab sich alle Mühe die Werkzeug- und Kaffeeversorgung für mich zu gewährleisten. Für mich gab es den Kaffee sogar statt aus Plastikbeckern aus einem ordentlichen Becher.

Das Schnittchen und ich arbeiteten vor uns hin, irgendwann wurde offensichtlicher, dass er mich wohl gut fand – was vielleicht auch am Vodka/Cola gelegen haben könnte – und wir verliessen als letzte das Feld und liessen die Umziehenden in ihrem Chaos zurück.

Zwischenzeitlich hatten mein Freund und das Schnittchen noch einen ausrangierten Küchentisch und drei Küchenstühle in meiner Wohnung abgeliefert, worauf hin das Schnittchen am Rande erwähnte, dass er direkt im Nachbarblock wohnt. Ebenfalls kam zur Sprache, dass ebendieser Küchentisch angeblich nicht durch meine Küchentür passe und ich den Tisch wohl auseinanderbauen müsste. Was für mich nun wirklich kein Problem ist.

Auf dem Heimweg bat mich das Schnittchen, ihn am Discounter um die Ecke abzusetzen und dort auf dem Parkplatz kam dann zur Sprache, dass wir ja am nächsten Tag nochmal den Umziehenden helfen könnten. Um das ganze zu terminieren war es natürlich unumgänglich die Handynummern zu tauschen :mrgreen:

Nachdem ich in meinem Casa angekommen war musste ich dann erstmal herzlich lachen. Der Tisch passte durch die Tür als wäre er dafür gemacht worden, was ich meinen Freund und das Schnittchen dann auch per SMS wissen liess. Danach simsten das Schnittchen und ich noch eine kleine Weile und ich fand es großartig.

Am Sonntag, nachdem das Casa gerichtet war und ich die Menschwerdung abgeschlossen hatte klopfte ich dann vorsichtig per SMS beim Schnittchen an und fragte nach, ob er Lust hätte bei mir einen Kaffee zu trinken und danach zu schauen wie zwei unsere Freunde mit dem Umzug sind und ob wir dort noch was helfen könnten.

Das Schnittchen lag in sauer *g* . Offenbar hatte er in der Nacht noch den Weg in die Disko der Stadt gefunden und war bis morgens um 9 unterwegs gewesen. Ich glaube er weiß noch immer nicht, wie er nach Hause gekommen ist. Jedenfalls war er nicht so richtig in der Verfassung und so fuhr ich alleine.

Während ich mit meiner Freundin Möbel aufbaute kamen immer wieder SMS und da ich an Stelle des iPhones Werkzeug und Möbelteile festhalten wollte/musste kamen wir überein, dass er am Abend auf einen Film und eine Pizza und etwas kuscheln herkommen wollte.

Er kam dann auch als ich wieder daheim war. Musste jedoch zwischendurch nochmal zurück weil offenbar die Ex vor seiner Tür stand. Vorher hatte wie wohl schon den halben Nachmittag gesimst. Offenbar gibt es da noch Probleme. Was bei mir schon einen schalen Nachgeschmack erzeugte. Er kam aber schnell zurück und war zu meiner Beruhigung auch nicht so stürmisch wie er per SMS den Eindruck erweckt hatte. Wir redeten, guckten nen Film und alles war ok. Gegen 22 Uhr machte er sich auf den Heimweg nicht ohne zwei Abschiedsküsschen da zulassen.

Klang alles gut, fühlte sich soweit auch gut an. Abgesehen davon, dass er etwas schockiert war als er hörte wie alt ich bin. Er ist mal eben sechs Jahre jünger (wohl fast sieben)  und hatte mich locker vier bis fünf Jahre jünger geschätzt als ich bin.

Und nachdem dann heute nichts bis kaum was per SMS kam kriegte ich dann Muffensausen.

Die Schmetterlinge von Samstag und Sonntag mutieren zu Monsterschmetterlingen und ich fahre totale Panik.

Ich habe so unglaubliche Angst, dass wieder so weh tun könnte wie beim letzten Mal. Auch wenn das nun schon fast zwei Jahre her ist. Naja, ein Jahr. Vor zwei Jahren fing es an… vor einem Jahr haben wir das letzte Mal voneinander gehört. Und selbst wenn ich heute daran denke, dann spannen die Narben und sind kurz davor aufzureisssen.

Wie nimmt man sich selbst die Angst? Und wie kann ich daran glauben, dass er heute einfach nur schlecht drauf war oder gestresst oder was auch immer.

Und langsam wächst das Saatkorn, dass Barikaden aufrichtet und den Schutzwall verstärkt der kurzeitig ins Wanken gekommen ist.

Meine Freunde fanden ganz toll, dass es offenbar gefunkt hatte. Und ich vermute sie intervenieren im Zweifelsfall im Hintergrund…. und ich bin kurz davor, sie zu bitten, es nicht zu tun und das ganze im Sande verlaufen zu lassen.

 Ich habe Angst….  Angst davor enttäuscht zu werden, Angst davor, dass es wieder weh tut, Angst davor um Meilen zurückgeworfen zu werden, Angst davor verlassen zu werden und wieder mit zerstörten enttäuschten Hoffnungen weiterleben zu müssen. Es war so ein schwerer Weg bis hierher… ich weiß nicht, ob ich den nochmal gehen könnte.

Ich vermute ich werde mich nicht beim Schnittchen melden….  aber ich werde dem Schnittchen auch nicht die Tür vor der Nase zuschlagen. Ich will nicht darauf hoffen, dass er sich ernsthaft in mich verlieben könnte. Ich will nicht auf Nachrichten warten und mir tausend Gründe ausdenken warum er sich gerade nicht melden kann. 

Nochmal würde ich so eine Geschichte nicht durchstehen! 

Oh je :-(

Nun hat der Typ von gestern abend tatsächlich gesimst…   soooo ein Mist… 

Eigentlich ist es ja nicht meine Art, einfach nicht zu antworten, aber ich glaub ich mag nicht antworten. Aber ich will auch nicht, dass er sich veräppelt vorkommt….  wat mach ich denn nu??