Das Laster mit dem Laster

Ja ich rauche. Ich rauche nicht mal ungern. Klar weiß ich, dass das ungesund und teuer ist und dass es stinkt. Aber wer denkt schon darüber nach was er sich damit antut???
Nun habe ich vor zwei Wochen meinen Arzt gewechselt. Ich brauchte ein Rezept und hatte schlicht keine Lust, dafür extra nach Bhv zu fahren. Und ein Arzt vor Ort ist früher oder später ja ohnehin notwendig.
Dieser neue Arzt hat mich sehr drastisch darauf aufmerksam gemacht, dass ich auf Grund eines Medikamentes, das ich einnehme und das ich auch weiterhin einnehmen muss, quasi russisches Roulette spiele. Der Vortrag dauerte eine gute Stunde und hat mir schon ein bisschen Angst gemacht. Eigentlich habe ich schließlich vor uralt zu werden.
Also habe ich mich eine Weile gedanklich damit beschäftigt nicht mehr zu rauchen. Und ich gebe ganz ehrlich zu, dieser Gedanke macht mir ein Stück weit Angst. Ich habe mich eine ganze Weile beobachtet. In dem Moment, wo ich mich mit Nichtrauchen beschäftige rauche ich plötzlich mehr. Der Gedanke macht mich ganz unruhig. Also ein typisches Suchtverhalten.
Hallooooo?? Ich will doch nicht süchtig sein. Wer will das schon?? Das ist so negativ!!
Warum rauche ich eigentlich? Ursprünglich war es eigentlich ein Wechsel von einer Sucht in die andere. Um beim lernen für meine Prüfungen nicht mehr so viel zu futtern (und war damals richtig richtig viel) habe ich mir irgendwann kurzerhand statt Schokolade Zigaretten gekauft. Sonst wäre ich vermutlich vor meiner Abschlussprüfung einfach geplatzt :-/
Inzwischen gibt es nun so viele Ritual-Zigaretten. Morgens nach dem Aufstehen vor der Dusche, gemütlich im Schneidersitz auf der Couch, einen großen Becher Kaffee vor der Nase und das Notebook auf den Beinen.
Oder nach dem leckeren Essen. Oder zum Schlafengehen. Und dann alle die mittendrin. Mit der Kollegin unten vor der Tür beim Pläuschchen. Mit den Handwerkern und Hausmeistern, entweder irgendwo draußen oder im Büro. Oder mit Freunden im Café/Restaurant, wenn plötzlich alle aufstehen und vor die Tür pilgern und dort die Gespräche weiterführen.
Dann sind da noch die Ich-hab-gerade-nix-anders-zu-tun-Zigaretten die man selber gar nicht so bewusst wahrnimmt. Nebenbei beim Spielen am PC oder im Auto während man in der Gegend rumfährt.
Sehr erstaunt hat mich bei dieser Selbstbeobachtung wie viel Zeit man eigentlich rauchend vertrödelt. In der Pause bei der Hausarbeit wo es dann schnell mal nicht bei der einen bleibt sondern auch mal eine zweite geraucht wird, währenddessen noch eben am Notebook rumdaddelt, auf Twitter und Facebook guckt und sich dann erschreckt, dass schon wieder eine Stunde rum ist und man doch eigentlich das eine oder andere in der Zeit schon erledigt haben wollte. Oder wie oft denkt man „oh ich wollte ja noch eben dies oder das machen… ach ich rauch noch eine und dann“
Und dann fiel mir auf, eigentlich rauche ich gar nicht gerne. Ich stinke auch nicht gerne. Und wenn ich nach dem Sport oder Schwimmen den Spind öffne und merke, was für eine Dunstglocke manchmal von meinen Klamotten ausgeht ist mir das selber unangenehm. Oder wenn das Casa müffelt weil das Wetter längere Lüftungszeiten gerade nicht zulässt, ich aber den ganzen Nachmittag herumgefaulenzt habe und dabei eine nach der anderen rauchte. Wenn ich das bei anderen rieche finde ich das auch nicht toll. Aber ich mach es selber. Eigentlich total bescheuert!
Aber was passiert, wenn ich nicht mehr rauche? Mein schlimmster Albtraum wäre, dass ich 10 Kilo zunehme und nicht wieder weg bekomme. Vor Jahren, als ich noch verheiratet war, habe ich mehrfach zusammen mit meinem damaligen Mann versucht aufzuhören. Meistens hab ich 14 Tage durchgehalten (er nur einen!). In der Zeit durfte ich allerdings am besten gar nicht einkaufen gehen. Die Süßigkeitenabteilung war mein! Und sobald ein paar Kilo drauf waren habe ich völlig frustriert wieder Zigaretten gekauft.
Allerdings war mein Alltag damals auch ein sehr anderer. Sowohl was Ernährung angeht als auch Bewegung. Klar, das eine oder andere Kilo wird erstmal kommen, schon weil sich der Stoffwechsel umstellt. Aber gegen die Kilos sollte man doch was tun können?!
Und nun frage ich mich, wage ich das Experiment „Nichtrauchen“?
Zumindest habe ich jede Menge Infomaterial angefordert, lese viel darüber und spreche mit anderen Rauchern und Ex-Rauchern über das Thema und ihre Erfahrungen. Ich überleg mir Alternativen und horche bei jeder Zigarette in mich hinein und frage mich, warum ich gerade jetzt eben diese rauche. Eine gute Begründung konnte ich mir allerdings noch nicht geben.
Vielleicht kriege ich es ja diesmal hin…immerhin verspricht der Mensch an meiner Seite Unterstützung und die Sache mit dem russischen Roulette ist einfach ein sehr überzeugendes Argument… wie gesagt, eigentlich will ich alt werden… 94 mindestens ;o)

3 Gedanken zu „Das Laster mit dem Laster

  1. Hey Engelchen,

    schön, daß Du Dich mit dem Gedanken befasst, daß Rauchen aufzugeben. Dafür wünsche ich Dir ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen! Es wird in jedem Falle nicht einfach. Aber machbar ;-)

    Vielleicht wäre aber auch ein „sanfter“ Umstieg eine Alternative. Möglich ist das z. B. mit der sogenannten E-Zigarette. Es erfüllt alle Bedingungen, die das Rauchen auch hat – Qualm, was in der Hand, was zum ’nuckeln‘ – nur ohne (bzw. nur mit einem Bruchteil) die Schadstoffe. Ich habe im letzten Sommer damit begonnen und seit dem nie wieder das Verlagen nach einer ‚echten‘ Zigarette gehabt. Mittlerweile ist es ein ¾ Jahr das ich ‚dampfe‘ und seit einiger Zeit sogar ganz ohne Nikotin.
    Schau mal auf meinem Blog, wenn das für Dich eine Möglichkeit wäre, ich habe da im Januar was zu geschrieben. Wenn Du Fragen haben solltest, weißt Du, wie Du mich erreichst ;-)

    Ansonsten von mir ein großes TOI, TOI, TOI!

    Man liest sich.

    Steve

  2. Es gibt keine Alternative zum Rauchen! Entweder Du hörst ganz auf damit, oder lässt es sein..

    Ich weiss wie schwer das ist, schliesslich war ich auch mal eine starke Raucherin. Mittlerweile bin ich fast 7 Jahre rauchfrei und Du kannst mir glauben, dass die ersten Monate ohne Zigaretten furchtbar waren..

    Wenn ich jetzt zurück denke, muss ich glatt lachen und kann nur den Kopf darüber schütteln, wie doof ich eigentlich war. Ich kenne Deine Ängste und Gedanken, aber lass Dir gesagt sein, das Leben geht auch OHNE RAUCH weiter, und zwar extrem gut..

    Überlege Dir was wichtiger ist, für immer super schlank zu sein, dabei aber krank, oder mit ein paar Kilos mehr leben, dafür aber gesünder..

    Ich finde Deinen Ansatz schon mal gut, denn Du machst Dir zumindest schon mal ernsthafte Gedanken darüber. Ich drück Dir die Daumen für Dein Vorhaben!

    Ich habe fast täglich in dieser Zeit gebloggt, das hat geholfen und mich zum durchhalten animiert ;o)

  3. Ich bin seit 4 Jahren rauchfrei. Der Umstieg kann schwer sein, aber wenn es im Kopf Klick gemacht hat – und du bist auf dem besten Weg dorthin – geht es viel einfacher.

    Ich bin jetzt total angewidert von Zigarettenrauch, stinkenden Menschen und verrauchten Klamotten. Pfui!^^ Mein Freund als ewiger Nichtraucher ist da sehr viel toleranter als ich!

    Ich wünsche dir viel Erfolg, wenn du dich gegen das Laster entscheidest.

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