Also eigentlich halte ich ja die Politik und alles was damit zu tun hat aus dem Blog raus. Aber nachdem ich gestern aus gegebenem Anlass einen Bericht über Atomkraftwerke in Deutschland gesehen habe kann ich mir einen Kommentar dazu doch nicht verkneifen.
Was da in den letzten Tagen in Japan passiert ist mit dem Erdbeben, dem Tsunami und dem Atomkraftwerk habe ich schon ziemlich genau verfolgt. Und ich bewundere den Mut derer, die da fast dem sicheren Tod ins Auge schauen und trotzdem versuchen das schlimmste zu verhindern.
Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich schon immer Gegner der Atomenergie war. Und nein, ich beziehe keinen Biostrom. Weil ich bisher immer zu faul war, mich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Auch war ich eigentlich davon ausgegangen, dass, wenn wirklich was passiert, hier entsprechende Masterpläne bestehen, was zu tun ist um die Bevölkerung zu schützen. Genauso, wie ich gedacht habe, dass man ein Atomkraftwerk abschaltet und dann recht schnell relativ ungefährlich ist.
Inzwischen weiß ich, dass ist alles nicht so. Ganz im Gegenteil, eigentlich hat keiner einen Plan.
Es werden genau genommen nicht mal die Menschen irgendwie geschützt oder auf Gefahren vorbereitet, die in direkter Nachbarschaft zu einem Kernkraftwerk wohnen. Auch zu meinem Leben gehört ein AKW. Jedesmal wenn ich zu meiner letzten Arbeit gefahren bin, bin ich morgens und abends am AKW Unterweser vorbeigefahren. Auch wenn ich zu meinem Eltern fahre komme ich dran vorbei. Selbst gestern auf dem Weg zur Shoppingtour sind wir dran vorbei gekommen. Und ganz ehrlich. An einem späten Sommerabend, wenn es dämmert und das AKW angeleuchtet wird, sieht es sogar ein bisschen hübsch aus.
Aber dann bekam ich vor ein paar Tagen von einer Twitterin, die auch im Bereich des AKW Unterweser wohnt, einen Link in dem man die Störfälle des AKW nachlesen kann. Das fand ich schon sehr sehr ernüchternd. Dort findet man übrigens auch Listen der Störfälle anderer Atomkraftwerke.
Gestern sah ich dann zufällig die Reportage Risiko Atomkraft auf Phönix. Und da blieb mir dann doch die Spucke weg.
In einem Land wie unserem, in dem praktisch schon Dienstanweisungen darüber bestehen, wie ein Beamter einen Bleistift anspitzen soll, wissen Menschen, die im direkten Umfeld eine AKW leben nicht, was im Störfall zu tun ist. Und die Gemeinden, in denen die AKW stehen, wissen es auch nicht. Die können nicht mal sagen, wer zuständig ist. Geschweige denn, wie das mit möglichen Evakuierungen funktionieren könnte oder wer die veranlassen könnte, oder wo es Jodtabletten gibt, oder wer die verteilt….
Das leider negative Aha-Erlebnis ist ein Ausschnitt aus einer Reportage, die in einem echten Atomkraftwerk aufgenommen wurde. Das AKW war am Netz und es kam zu einem Alarm. Und die Herren Ingenieure suchten ihre Handbücher und rätselten, was das wohl für eine Störung sein könne?? Und weil nichts finden konnen und der Alarm wieder aus ging hörten sie einfach mal mit Suchen auf. Frei nach dem Motto: Oh, unser Atomkraftwerk hat Selbstheilungskräfte. Umso mehr wunderten sie sich, als einige Minuten später der Alarm wieder losging.
Ich hab hier mal was verlinkt. Guckt mal rein und schlagt die Hände über dem Kopf zusammen!!!
Hier ist das Video darin ist auch der Abschnitt über den Störfall in einem deutschen AKW und die rätselnden Ingenieure enthalten. Den direkten Ausschnitt kann man plötzlich nicht mehr aus Youtube einbetten .
*Zynismusmodusan* sehr vertrauenserweckend wird es von Minute 13:44 bis 17:15… sollte man unbedingt schauen damit man ruhig schlafen kann *Zynismusmodusaus*
Übrigens ist es alleinige Aufgabe der Kraftwerksbetreiber den Schaden einzugrenze. Die staatlichen Stellen betreten auch im schlimmsten Ernstfall das Kraftwerksgelände nicht.