Pippigate

Der eine oder andere hat auf Twitter bestimmt schon etwas von Pippigate mitbekommen. Jetzt will ich endlich mal die ganze Geschichte erzählen.

Das Grundstück auf dem wir leben liegt direkt vom Dorfrand, relativ weit ab von der Straße. Genau genommen  führt ein Privatweg herauf zum Haus und das ganze ist natürlich wenig einsehbar.

Das lädt leider dazu ein, dass immer wieder Fremde sich auf das Grundstück verirren und sich hier in die Büsche und Beete schlagen und dort Ihr „Geschäft“ zu verrichten. Es kommt häufiger vor, dass zum Beispiel Außendienstler plötzlich hier parken und Pippi oder noch schlimmeres machen.

Das ist ziemlich ätzend und ich reg mich darüber echt auf weil ich das total respektlos finde! (was hoffentlich nachvollziehbar ist) Zumal hier rund rum freie Felder und Wälder sind wo sich niemand gestört fühlen würde.

Vor einigen Wochen war ich dann ziemlich platt und sauer, als der Müllfahrer für den Papiermüll erst die Tonne leere und sich dann direkt auf ein von uns angepflanztes Beet erleichterte. Mir ist vor Schreck fast der Kaffee aus der Hand gefallen. Da ich mir den Fahrer so schnell gar nicht greifen konnte habe ich mich direkt an das Landratsamt gewandt und mich beschwert. Am gleichen Tag, etwas später kam der nächste Müllwagen (für die gelben Säcke) und parkte erst einmal 15 Minuten neben dem Haus um Frühstückspause zu machen. Ok, sollen sie ruhig! Aber da ich nun schon alarmiert war hatte ich den Wagen zumindest während meiner Arbeit im Auge und es dauerte gar nicht lange bis beide Insassen ausstiegen und sich gerade ebenfalls in die Büsche schlagen wollten.

Darauf hin ich direkt raus geflitzt und hab die beiden angesprochen. Das war denen dann doch peinlich und sie haben sie entschuldigt und sind (mit unseren gelben Säcken) von dannen gezogen.

Beim nächsten Abfuhrtermin von Papiermüll und gelben Säcken war ich natürlich misstrauisch und hab mal geschaut was so passiert.

Der Papiermüllfahrer kam, leerte die Tonne, rief seinem Mitfahrer etwas zu, gröhlte laut, schaute kurz zum Haus, öffnete seinen Hosenstall und pinkelte mir wieder auf das angepflanzte Beet. Bei aller Liebe, wenn das keine Absicht gewesen sein soll dann weiß ich es auch nicht!

Also habe ich direkt beim Landratsamt angerufen und mir die Telefonnummer der Entsorgungfirma geben lassen. Dort dann angerufen und mich erneut beschwert. Und ich kann mich – quasi berufsbedingt –  sehr drastisch beschwerden.

Etwas später kam der zweite Müllwagen für die gelben Säcke, lud die Säcke ein und verschwand direkt wieder.

Vor drei Wochen war erneut die Abfuhr von gelben Säcken und Papier.

Zuerst kam der Wagen für den Papiermüll, leere die Tonne und flitzte wieder vom Grundstück. Ich glaube so schnell war der noch nie. „Super“ dachte ich, „Problem gelöst“

Dann kam der Wagen für die gelben Säcke. Als dieser aber für das notwendige Wendemanöver ungewöhnlich lange braucht wurde ich hellhörig. Kaum sah ich zum Fenster raus stand der Fahrer direkt an unserem Holzschuppen und machte sich am Hosenstall zu schaffen.

Die Furie, die darauf hin das Fenster aufriss und „Pack sofort Dein Ding wieder ein Du Sau“ kenne ich auch nur aus Erzählungen :mrgreen:   jedenfalls wurde ich angeplamt ich solle gefälligst meine Schnauze halten und ihn in Ruhe lassen. Er verzog sich hinter den Müllwagen und pinkelte mir in mein Beet. Als er wieder in den Wagen stieg meinte er dann noch ich sollte mal schön  aufpassen, sonst könne ich in Zukunft meine Müllsäcke vorne zur Straße bringen.

Ich hab ihm dann versichert, dass ich das direkt mal mit seinem Chef kläre. Deren Nummer steht nämlich am Müllwagen und der Herr am Telefon war gelinde gesagt entsetzt über das was ich ihm erzählte,

Einer inneren Stimme folgend ließ ich dann auf Facebook Dampf ab auf einer Seite unserer Kreisstadt und war doch sehr verwundert, als kurze Zeit später ein Kommentar auftauchte der den Schluss zuließ, dass das jemand ist, der die Situation vor Ort kennt. Per DM gab er sich dann kurze Zeit später als einer derjenigen zu erkennen, die seinerzeit die Frühstückspause gemacht hatten und die ich angesprochen hatte. Er könne mich gut verstehen, aber wenn man den ganzen Tag unterwegs sei sei das ja auch gar nicht so einfach wenn man mal müsse.

Ja das stimmt, und ich kenne das als Außendienstlerin natürlich auch. Und oft beneide ich die Männer weil es für sie immer noch deutlich unkomplizierter ist als für mich als Frau. Und trotzdem würde ich niemals auf einem bewohnten Grundstück…. Genau genommen gehe ich eher auf irgendeine öffentliche Toilette als mich irgendwo in die Büsche zu hocken.

Und ich bin die letzte, die jemanden, der hier an der Tür klingelt und freundlich bittet ob er auf die Toilette darf, abweisen.

Inzwischen haben zumindest dieser Müllfahrer und ich Frieden geschlossen, ich habe versprochen dass es hier mal einen Kaffee gibt und wenn Sie auf Toilette müssen dann können Sie gerne klingeln.

Ich bin sehr gespannt, 3 Wochen sind übermorgen vorbei. Mal gucken ob es eine Pippigate-Fortsetzung gibt!

schwarz/weiß/bunt

An diesem Blogpost denke ich schon eine ganze Weile herum während ich anschaue was so um mich herum passiert. Und irgendwie verstehe ich manchmal die Welt nicht mehr.

Ich hab mich schon gefragt, ob das dieses „alt werden“ ist, aber ich bin doch recht sicher, dass das damit nichts zu tun hat.

Aber zum Thema:

Mir wurde beigebracht, dass es natürlich gut und wichtig ist, wenn man – egal zu welchem Thema  –  eine fundierte Meinung hat. Gleichzeitig habe ich aber auch gelernt, dass andere Menschen  das Recht haben, eine andere Meinung zu haben.  Genau wie mir beigebracht wurde, mich in die Situation anderer Menschen zu versetzen und dadurch vielleicht auch nachzuvollziehen, wie deren Meinung wohl entstanden ist. Weswegen ich diese noch immer nicht teilen muss.

Das wichtigste aber, was ich gelernt habe war, dass die Tatsache, dass ein anderer Mensch eine andere Meinung vertritt als ich, aus diesem Menschen keinen schlechteren oder besseren Menschen macht. Menschen die eine andere Meinung vertreten können sogar miteinander befreundet sein.

Wie gesagt, so habe ich das gelernt. Inzwischen erlebe ich das irgendwie anders.

Anscheinend ist die Tatsache, dass ein Mensch eine andere Meinung vertritt quasi schon eine Disqualifizierung zu sein. Offenbar kann man heute nicht mit Menschen befreundet sein die auch nur in einem Punkt nicht zu 100% einer Meinung sind.

Das hat – in meinen Augen –  fatale Folgen.

Früher konnte man sich darauf verlassen, dass zumindest die beste Freundin im Zweifelsfall den Schneid hatte, einem klar zu sagen, dass man gerade furchtbar auf dem Holzweg ist, der Typ einen nur verarscht oder man das Kleid nur einfach mal so gar nicht tragen kann.

(ok, in seltenen Fällen war es vielleicht doch keine so gute Freundin sondern eine Nebenbuhlerin die einem den Kerl ausreden wollte den sie selber zufällig auch toll fand. Irgendein Risiko besteht halt immer)

Trotzdem: Ein Zeichen guter Freundschaft war, dass man sich eben auch Dinge sagen konnte die der andere vielleicht gerade nicht so gerne hören wollte.

Heute wäre ein „diese Hose kannst Du echt nicht tragen, dass sieht einfach sch… aus“ (oder jedes xbeliebige andere Beispiel) ein trifftiger Grund, die Freundschaft ohne weitere Diskussion zu beenden und die nächsten Wochen der Ex-besten-Freundin das Leben zur Hölle zu machen.

Heute können Veganer nicht mehr mit Fleischfressern befreundet sein, Eltern nicht mit kinderlosen Paaren, vermutlich nicht mal normale gechillte Eltern mit Helikoptereltern, Ökofreaks nicht mit Stadtmenschen, Onliner nicht mit Offlinern, Arbeiter nicht mit Geschäftsleuten und so weiter und so fort. )Achja, Veganer und Vegetarier können noch miteinander reden, immerhin sind die Vegetarier ja quasi auf dem richtigen Weg und die Chancen sind größer, dass man sie noch bekehren kann. :wink:  )

Wie kommt das? Und seit wann ist das so? Seit wann muss man aus jeder Meinung eine Grundsatzdiskussion machen. In einigen Facebookgruppen fällt das besonders ins Auge. Irgendwie ist kaum mehr jemand dazu in der Lage seine eigene Meinung zwar zu äußern, aber trotzdem anzuerkennen, dass andere Menschen, aus welchen Gründen auch immer, eine andere Meinung vertreten die nicht mehr und nicht weniger falsch ist als die eigene.

Jeder der seine Meinung kund tut verweist am liebsten darauf hin, dass dieses in Stein gemeisselt ist und das ja sowieso auch genauso im Internet steht und es darum stimmen muss. Doof, dass auch die andere Meinung mit Sicherheit irgendwo im Internet steht und somit mindestens genauso in Stein gemeisselt ist.

Gespräche laufen da teilweise so ab:

Gesprächspartner 1: Grün ist eine tolle Farbe!

Gesprächspartner 2: Nein, Rot ist eine tolle Farbe!

GP 1: nein, Grün ist eine tolle Farbe und das ist sie auch schon seit 20 Jahren.

GP 2: Rot ist die tolle Farbe, das weiß ich ganz genau, ich finde das nämlich schon seit 30 Jahren und das sagt ja wohl alles

GP1: Also auf $beliebigenFernsehsendereinsetzen  haben sie neulich sogar eine Reportage gehabt und da haben die auch gesagt, dass Grün eine tolle Farbe ist…

GP2: *Stampft gedanklich mit dem Fuß auf* aber in §beliebigeSendungdieintellekuellererscheinteinsetzen wurde verschiedene Tests gemacht und da war ganz deutlich bewiesen, dass Rot die tolle Farbe ist

Dazwischen erscheinen dann noch einige andere die dazwischenquatschen und andere Farben ins Spiel springen und über rot-grün-kariert kichern und ganz am Ende kommt manchmal –  aber viel zu selten –  jemand der anmerkt, dass die zwei sich einfach darauf einigen sollen, dass sie sich nicht einigen werden.

Es gibt nur noch schwarz und weiß. Bunt gibt es nicht mehr und eigentlich gibt es nicht einmal mehr grau. Wenn Du nicht für mich bist bist Du gegen mich. Wenn Du mich nicht gern hast, dann hasst Du mich. (man möchte antworten „vielleicht bist Du mir auch einfach nur egal?!“)

Wie gesagt, ich verstehe das nicht. Ich habe keine Kinder und nenne Mütter meine Freundinnen, ich kann mir ein Leben ohne Fleisch nicht vorstellen und bin trotzdem mit Vegetariern befreundet. Ich kann eine Freundin beim Shopping beraten auch wenn ich persönlich ganz andere Klamotten anziehen würde. Und ganz ehrlich: Ich wäre traurig wenn es nicht so wäre. Den gerade die Menschen die Dinge ander sehen als ich machen meine Welt doch überhaupt erst bunt und ermöglichen interessante Diskussionen.

Freundschaft heißt doch, einander zu unterstützen Ziele zu erreichen auch wenn das Ziel des anderen nicht immer auch das eigene Ziel ist.

 

Ohne bunt sind schwarz und weiß langweilig!!!

Ich finde übrigens, dass gelb eine tolle Farbe ist!

Zusammen!

Unglaublich, beim Blick auf den Kalender fiel es mir heute wie Schuppen von den Augen. Heute vor einem Jahr stand morgens ein großer LKW vor meiner Wohnung und hat meine sieben Sachen eingeladen.

Ein Jahr ist es her, dass wir endlich zusammenziehen konnten. Und in diesem einen Jahr ist schon so viel passiert. Und es geht immer noch weiter –  also das viel passiert. Waren es erst die Sorgen um den Job des Liebsten und seinen Jobwechsel  steht das gleiche nun mir bevor und wir warten bereits seit einigen Wochen darauf, dass ich erfahre, wie es bei der Arbeit weiter geht.

Haben wir das Zusammenleben bereut? Also ich für meinen Teil nicht :wink:   <3

Klar, ab und an muss sich das eine oder andere zurecht ruckeln, immerhin sind wir zwei ziemlich eigensinnige Typen, aber „des bassd scho“ wie der Franke so sagt (hoffentlich ist das so richtig *g*)

Es ist immer noch toll am Morgen nicht alleine aufzuwachen und abends nicht alleine schlafen zu gehen. Ab und an kommt es mal vor, dass einer von uns unterwegs ist und irgendwo in einem Hotel schlafen muss, aber vor allem seit Dezember ist das nur noch selten.

So oder so, es war eine super Entscheidung und der richtige Weg, den wir heute vor einem Jahr eingeschlagen haben. Ich bin gespannt, wohin er uns noch führen wird.