Frankfurt – eine Zeitreise 

Juni 1988. Vielleicht war es auch Mai oder Juli, das ist nicht wirklich wichtig. 

Aus einem Zug am Frankfurter Hauptbahnhof steigt eine Gruppe Zehntklässler vom Lande. Sie machen gerade Ihre Abschlussfahrt, in wenigen Tagen oder Wochen haben sie die Realschule abgeschlossen und schlagen neue Lebenswege ein.

Unter Ihnen ist ein Teenager-Engel, rebellisch, gegen alles, auf der Suche nach irgendetwas, unzufrieden mit dem Leben und den eingeschränkten Chancen in der Provinz. Dieser Teenie-Engel ist in diesem Moment schwer beeindruckt. Noch nie war sie auf einem solchen Bahnhof, noch nie in einer so großen Stadt und der Bahnhof hat für sie den Geruch der großen weiten Welt. Einer fremden und faszinierenden Welt.

Im Laufe dieser Woche begeistert sich Teenie-Engel immer mehr für die Idee eines Lebens in der Großstadt, hat sie doch schon lange die Idee, dass Sie der Enge des Dorfes entfliehen möchte.

Nach Ihrer Rückkehr beginnt sie, Ihre Bemühungen um eine Lehrstelle nach Frankfurt auszuweiten.

Diese Bemühungen sind sogar zum Teil von Erfolg gekrönt, es besteht die Möglichkeit zu einer Ausbildung als Zahntechnikerin in Frankfurt.

Jedoch spricht Herr Papaa ein Machtwort und sorgt dafür, dass Teenie-Engelchen – immerhin noch minderjährig – daheim in der trauten Provinz bleibt und nicht in die weite Welt hinauszieht.

Aus heutiger Sicht muss ich für diese Entscheidung dankbar sein, bin ich mir doch sicher, dass ich damals, auch durch die damals bereits vorhandene Angststörung (die zum Glück schon lange überstanden ist), zweifellos unter die Räder gekommen wäre. Es hätte kein gutes Ende genommen und ich denke ich wäre nicht, was ich heute bin, hätte ich diesen Schritt damals tatsächlich gemacht.

August 2013

Ich steige am Hauptbahnhof Frankfurt aus der Bahn und schlagartig ist der Eindruck von vor 25 Jahren wieder da. Der Bahnhof riecht noch genau wie damals, er sieht aus wie damals und die Erinnerung an die Klassenfahrt, die im Bezug auf vieles bleibende Eindrücke bei mir hinterließ, ist wieder da. Und heute, 25 Jahre später sieht es so aus, als würde ich die Chance bekommen zumindest zeitweise dienstlich in dieser Stadt Zeit zu verbringen.

Nicht, weil ich in die Großstadt will. Nein, weil ich zurück in die Provinz will. In eine andere als damals und mit anderen Werten als damals.

Beginnt der Kreis sich zu schließen?

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