Entscheidungswege

Wenn man immer in einem kleinen oder mittelständigen Unternehmen gearbeitet hat, dann hat man gelernt, dass Entscheidungen relativ zeitnah getroffen werden können. Das ist im besten Fall zeitnah und kostensparend.

Wenn man dann plötzlich einem großen Konzern sitzt, sieht die Welt plötzlich ganz anders aus. Da braucht die Entscheidung, ob eine neue Kaffeemaschine gekauft werden kann mindestens vier Wochen und es sind vermutlich so viele Leute in die Entscheidungsfindung involviert, dass man für das Geld, dass das kostet, locker fünf Kaffeemaschinen kaufen könnte. Und wir reden hier nicht von einem 2000-Euro-Vollautomaten, sondern von einer einfachen billigen 50-Euro-Kaffeemaschine.

Wie kompliziert wird es dann erst, wenn es um kostenintensivere Entscheidungen geht… zum Beispiel meinen Arbeitsvertrag????

Ja. der eine oder andere erinnert sich vielleicht noch, bereits im August oder September erhielt ich die frohe Kunde, dass man mich doch gerne einstellen würde. Und das natürlich zeitnah.

Das erste Datum, dass mir genannt wurde sollte Mitte September sein. Das wäre auch erstaunlich zeitnah gewesen. Schnell stellte sich heraus, dass große Konzerne so zeitnah nicht können. Also aversierte man kurzzeitig Anfang Oktober….  das war aber auch zu zeitnah.

Irgendwann traute sich dann jemand mit der Sprache herauszurücken. Also da ja die Töpfe für Angestellte und Zeitarbeiter verschiedene sind… und in dem für Angstellte nix mehr drin ist… aber in dem für Zeitarbeiter ist noch was…. blablablubb….

Also der spätesten Termin wäre ja der 15.05. dieses Jahr. Bis dahin auf jeden Fall. Aber evtl auch schon eher, also Anfang diesen Jahren.

Irgendwann kam ein Oberboss, dann ein weiterer, beide fanden mich toll, beide wollten das ganze forcieren… aber es kam kein Vertrag. Irgendwann kamen dann auch erstaunte Fragen von anderen Seite a la „wie? Sie haben den Vertrag noch immer nicht?“

Dann kam ein weiterer Oberboss und meinte zuversichtlich, ich solle mir keine Sorgen machen, der Vertrag solle auf jeden Fal noch vor Weihnachten kommen. Zwischen Weihnachten und Neujahr kam dann ein Anruf, der Vertrag läge bereits fertig in der Personalabteilung. Es fehle nur eine Unterschrift, und derjenige würde sofort nach seinen Urlaub unterschreiben und dann, ja dann wird der Vertrag verschickt.

Aber erstmal unter Vorbehalt. Weil wegen, der Betriebsrat hat ja den Vertrag schon zweimal abgelehnt. Aber das ist überhaupt gar kein Problem. Weil die stimmen schon zu…  also irgenwann…

Achja und dann war natürlich der Tenor des ganzen „wenn Sie den Vertrag haben, brauchen Sie sich keine Sorgen mehr machen… so wegen Einkommenshöhe und so,… und dann gibt es noch ein Bonussystem…  also wenn Sie so weiter machen wie bisher… “ mir sollten praktisch die gebratenen Tauben in den Mund fliegen…

Ganz zu Anfang fielen auch noch so Begriffe wie „übertariflich“ und „Sonderzulagen“  … die hat aber in den letzten Wochen niemand mehr gesagt.

Über Zahlen wurde auch nie direkt gesprochen.

Am Mittwoch kam der Vertrag… unter Vorbehalt.

Er war mir angekündigt worden und so fuhr ich voller gespannter Vorfreude ins Casa, presste mir noch einen Kaffeepad aus und hockte mich freudestrahlend mit dem großen Umschlag auf die Couch.

Und dann entgleisten mir die Gesichtszüge…..

Grundsätzlich erwartet man ja – oder zumindestens ich – dass ich, wenn ich aus Zeitarbeit übernommen werde, dass ich mich so rein finanziell verbessere. Immerhin bin ich bereits eingearbeitet und meine Vorgesetzten hatten ausführlich Gelegenheit sich davon zu überzeugen, dass ich das was ich dort machen soll auch kann. Und meine direkten Vorgesetzten vermitteln mir durchaus den Eindruck als würden sie das, was ich mache, auch gut finden. Mit diesem Vertrag würde ich mich allerdings deutlich verschlechtern. Und wer will das schon. Zugegeben, die wissen nicht, was ich derzeit verdiene, aber mit Tarif oder sogar übertariflich hat das Angebot sowieso schon mal gar nichts zu tun.

Aber das war mir da als Vertragsentwurf präsentiert wurde ist, auf Deutsch gesagt, ein schlechter Scherz. Und mit ziemlich genau diesen Worten habe ich dann auch meinen Vorgesetzten angemailt.

Mein erster Impuls war, alles zurück in den Umschlag zu schieben, draufzuschreiben „gelesen und gelacht“ und es zurückzuschicken.

Naja, ich habe dann nach Gesprächen mit meiner nächsthöheren Vorgesetzen und der Personalabteilung das Gehaltspoker eröffnet. Mal gucken, was dabei herauskommt. Sollten die es bei diesem Angebot belassen wollen kann ich es mir leider nicht leisten für dieses Unternehmen zu arbeiten.

Wir werden sehen, was diese Woche bringt, drückt ein bisschen Eure Däumchen

– to be continued –

2 Gedanken zu „Entscheidungswege

  1. Och Mönsch, dabei sah doch alles so gut aus bisher. Ich drück dir die Daumen, daß sich alles zum Guten wendet!

    Gruß

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